Qīngmíng jié, auch bekannt u.a. als Grabfegungsfest, Frühlingsspaziergangsfest, Märzfest, findet am 15. Tag nach dem Frühlingsäquinoktium im chinesischen Mondkalender statt, ungefähr um den 5. April des gregorianischen Kalenders. Es ist ein wichtiges traditionelles Fest des chinesischen Volkes und war historisch gesehen einmal das zweitgrößte Fest nach dem Frühlingsfest.
Laut antiker Aufzeichnungen begann das traditionelle chinesische Qingming-Fest in der Zhou-Dynastie und hat eine Geschichte von ca. 2500 Jahren. Das Qingming-Fest ist ein wichtiger Zeitpunkt für die Weitergabe des Glaubens und der familiären Werte. Die Aktivitäten zur Ahnenehrung sind ein kultureller Ausdruck und eine wichtige Art, den Vorfahren Dankbarkeit zu zeigen und zwischenmenschliche Beziehungen zu stärken. Die Grabstättenverehrung und Frühlingsausflüge sind die beiden Hauptthemen des Qingming-Festes. Familien besuchen die Gräber ihrer Vorfahren, um sie zu reinigen, Unkraut zu entfernen, die Grabsteine zu säubern und frische Blumen oder Opfergaben zu hinterlassen. Dies symbolisiert Respekt und Wertschätzung für die Verstorbenen. Eine weitere Sitte ist es, Papiergeld, Kleidung, Häuser, Autos und andere materielle Gegenstände aus Papier zu verbrennen, um den Verstorbenen im Jenseits zu helfen. Nach dem Glauben soll es den Geistern Reichtum und Komfort bringen. Viele Familien nutzen das Qingming-Fest auch als Gelegenheit, Zeit miteinander zu verbringen und gemeinsam ein Picknick zu machen oder traditionelle Speisen zu genießen. Dies stärkt die familiären Bindungen und erinnert daran, dass das Leben vergänglich ist. Es gibt viele Outdoorspiele wie Schaukeln, Cuju (eine Art chinesisches Fußballspiel), Drachensteigen, Baumpflanzungen, Tauziehen und andere Unterhaltungsaktivitäten im Freien. Das Drachenfliegenlassen soll Glück und Freude bringen und symbolisiert auch die Flucht von Krankheiten und Unglück. Es werden Essensbräuche genossen wie Zituiyan, Lǐlào (ein traditionelles süßes Getränk) und Qingtuan (ein traditionelles Gericht). Dabei unterscheiden sich die Bräuche von Region zu Region.
Die Qingming-Verehrungsbräuche haben viele Generationen überdauert und sind zu einem festen Teil der Etikette geworden. Zu jeder Qingming-Zeit kehren die Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsort in ihre Heimat zurück, um an den Verehrungsaktivitäten teilzunehmen und ihre Vorfahren zu ehren. Die Qingming-Verehrung ist eine Respekterweisung und Erinnerung an die Vorfahren. Der Dichter der Tang-Dynastie, Du Mu, beschrieb in seinen Gedichten die Stimmung während des Qingming-Festes: „Regen rieselt an Qingming, betroffen sind die Wanderer auf dem Wege. Man fragt nach der Weinstube, der Hirtenjunge weist in die Ferne zum Aprikosenblütendorf.“ Mit diesen Versen beschrieb Du Mu, ein Dichter der Tang-Zeit, die Stimmung dieses Tages.
Qingming ist der Tag, an dem die Menschen hinaus in die Natur ziehen. Das traditionelle saisonale Brauchtum des Frühlingsspaziergangs hat in China eine lange Geschichte. Seine Wurzeln liegen in den alten Frühlingsriten der Landwirtschaft und Opfergaben, die eine tiefgreifende Wirkung auf spätere Generationen hatten. Die zeitlichen und meteorologischen Merkmale des Qingming-Festes schufen wichtige Bedingungen für die Entstehung dieses Brauchtums des Frühlingsspaziergangs.
Im Zeitalter des Qingming-Festes kehrt der Frühling auf die Erde zurück und überall in der Natur präsentiert sich ein lebendiges Bild. Es ist die beste Zeit für Ausflüge in die Natur. Die ganze Familie versammelt sich am Qingming-Fest und verlässt die Stadt, um ins Grüne zu gehen. Die Heimkehrenden brachen früher Weidenzweige ab und trugen diese geflochten als Kränze um den Kopf. Vor allem Frauen steckten sich hübsche Kränze ins Haar, die den immer währenden Frühling symbolisieren sollten. Es gab die Redensart: „Wer nicht an Qingming Weiden bricht, der wird bald ein Greis.“ Daran ist erkennbar, wie weitverbreitet diese Sitte war.
Die Zeit des Qingming-Festes ist wieder gekommen und die Magnolienblüten blühen erneut. Meine geliebte Großmutter, die die Magnolienblüten so sehr liebte, ist für immer von mir gegangen und kann nicht zurückkommen. Ich bin mir bewusst, dass die Zeit keine Gnade kennt, und sehne mich nach meinen verstorbenen Angehörigen. Deshalb schätze ich jeden lebenden Menschen um mich herum.